Erfahrungen eines Senioren, der noch einmal Sport treiben will.

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Die Idee entstand bereits vor dem Frankfurt-Marathon in 2016. Damals kam ich in einem Gespräch mit meinen Optiker (Augenoptik Volker Meyer, selbst Läufer und Triathlet) darauf, vielleicht mal eine Staffel beim Frankfurter Marathon zu stellen. Er fand die Idee gut und meinte, wir sollten uns das für das nächste Jahr vornehmen. Und so kam es, dass wir dieses Jahr tatsächlich eine Staffel in Frankfurt stellten. Aber der Weg dahin war mit vielen Zweifeln behaftet.

Zunächst musste Volker selbst seine Teilnahme absagen. Er meinte, ich solle mir ein Team zusammenstellen und an den Start gehen, er würde die Anmeldegebühr übernehmen. Weitere drei Teilnehmer waren schnell gefunden. Auch an  Ersatzläufer musste gedacht werden.

Im Januar ging es mir zunächst nach meinen Augenoperationen wieder ganz gut. Außerdem war der Oktober ja noch in weiter Ferne. Bis dahin würde alles wieder in bester Ordnung sein. Also schnell mal die Anmeldung abschicken um dabei zu sein. Denn die Teilnehmerzahl für die Staffeln war begrenzt.

Doch dann begann erst einmal meine Leidenszeit. Es folgten diverse Krankheiten, doch die will ich nicht noch einmal wiederholen. Meine Teilnahme sah ich aber immer wieder mit gemischten Gefühlen.

Aber es war ein anderer, der dann absagen musste – mein Schwiegersohn, der sich am Knie operieren lassen musste und das nur wenige Wochen vor dem Marathon. Wie enttäuscht er war, kann sich jeder vorstellen. Allerdings war ein Ersatz für ihn schnell gefunden.

Nathalie, die letztes Jahr den Marathon sowohl in Frankfurt als auch in Köln gelaufen war, freute sich riesig, die Gelegenheit bekommen zu haben. Ansonsten wäre für sie in diesem Jahr keine Teilnahme möglich gewesen. Nun stand mit Nathalie, Tanja, Thomas und mir unsere Marathonstaffel für Frankfurt.

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Das ist unsere optimistische Truppe.

Traditionell findet ein Tag vor dem Marathon in Frankfurt der sogenannte Brezellauf statt. Der Brezellauf ist das Warm-up, das Vorspiel für das Marathonwochenende. Er dient zur Einstimmung auf das große Event, geht ca. 5 km quer durch die abgesperrten Straßen in der City.

Eine Anmeldung ist nicht nötig und zur Belohnung erhält jeder Teilnehmer nach dem Lauf alkoholfreies Krombacher oder andere Getränke, eine Brezel und eine Medaille in Brezelform. Hinterher findet in der Festhallt eine Pasta Party statt. Und dieses Jahr war als Promifrontläufer Läufer Carsten Eich mit am Start. Er hält seit 1993 mit 60:34 Minuten den deutschen Rekord im Halbmarathon. Mit ihm war ich im letzten Jahr zum Running-Camp auf Mallorca.

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Carsten Eich gibt immer gute Ratschläge.

Nathalie und ihr Mann wollten am Brezellauf am Samstag teilnehmen; also schloss ich mich den beiden an. Die beiden anderen unserer Staffel hatten leider keine Zeit. Ich war letztendlich froh, mich dafür entschieden zu haben. Selbst diese Veranstaltung wurde groß zelebriert. Das „Warmlaufen“ hatte, nachdem ich die Woche vorher kaum noch gelaufen war, gut getan. Ganz nach dem Motto, endlich geht’s los!

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selbst die Kleinsten machten mit

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Nach dem Lauf stöberten wir noch über die Ausstellung auf dem Messegelände. Dort gibt es immer Interessantes für den Sportler zu entdecken und natürlich zu kaufen. Sogar alte Bekannte aus dem Running-Camp auf Mallorca hatte ich wieder getroffen. Und dann wurden noch die Startunterlagen für den morgigen Lauf abgeholt.

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Das ist unsere Startnummer!

Es folgte der Tag der Tage. Sonntagmorgen hieß es um 6:00h aufstehen. Nur gut, dass wir durch die Zeitumstellung eine Stunde geschenkt bekommen hatten. Meine Frau ließ es sich natürlich nicht nehmen, als Fotografin vor Ort zu sein. Auch wenn sie nicht läuft, sie liebt diese Atmosphäre bei solchen Veranstaltungen.

Wir holten Nathalie aus dem Nachbarort ab; ihr Mann musste leider arbeiten. Das Auto wurde am Ortseingang von Frankfurt geparkt und es ging mit der S-Bahn direkt bis zur Messehalle. Tanja und Thomas fuhren separat. Um 9:00h trafen wir uns alle vor der Festhalle.  Dort machte meine Frau die ersten Erinnerungsfotos vor dem Lauf und wir erlebten gemeinsam noch die Starts der einzelnen Läufergruppen.

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Wir sind ganz entspannt.

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Vorfreude!

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Unsere Fotografin muss natürlich auch mit aufs Bild.

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Die Profis warten auf den Start.

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Der Messeturm im Spiegel …

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… und im Original.

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Gleich geht´s los.

Die Staffeln wurden 35 Minuten nach den Marathonläufern gestartet, also um 10:35h. Tanja war unsere Startläuferin, sie lief die erste Etappe über 12,9 km. Es folgte Thomas, der 6,1 km vor sich hatte, dann kam Nathalie mit 9,5 km und die letzte Etappe mit 13,5 km hatte ich mir vorgenommen.

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Start der Staffelläufer.

An der Stelle muss wieder einmal gesagt werden, dass die Organisation in Frankfurt einfach perfekt war. Wir wussten z.B. sehr genau, mit welcher S-Bahn wir fahren mussten und wie lange es dauert, um zu unseren Wechselpunkten zu gelangen. Nachdem Tanja als unsere erste Staffelläuferin gestartet war, machten wir anderen uns dann auf den Weg zu unseren Wechselzonen.

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Tanja, unsere Startläuferin.

Ich hatte natürlich die längste Fahrt, musste raus bis Frankfurt-Nied fahren. Trotzdem sind das ja keine Entfernungen. In Nied hatte ich richtig Glück. Vom Bahnhof zur Wechselzone kam mir plötzlich die Spitzengruppe der Marathonläufer entgegen. Also schnell das Handy ziehen und ein paar Bilder machen.

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die Spitzengruppe der Marathonläufer

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Die dritte Wechselzone in Nied hatte man auf einen Parkplatz gelegt. Auch hier war die Organisation perfekt. Die Staffeln wurden nach Nummern gruppiert in Zonen eingeteilt. Somit konnte der ankommende Läufer seinen Mitstreiter nicht verfehlen. Außerdem hielt ich, wie auch alle anderen, immer Ausschau, wann der eigene Läufer in die Zone einläuft. Dies war gut einzusehen.

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Wechselzone 3

Immerhin waren beim Staffelmarathon insgesamt ca. 8.000 Läufer unterwegs. D.h., in jeder Wechselzone hielten sich rund 2.000 Läufer auf, um auf ihre Vorläufer zu warten. Natürlich waren nicht alle auf einmal da. Schließlich war ja auch hier die Leistungsdichte sehr unterschiedlich.

Die Zeit der Siegerstaffel (mit Florian Neuschwander, Marc Scheuring, Sven Perleth und Aaron Bienenfeld) lag schließlich bei 2:17:28 Stunden und somit fast exakt 2 Stunden unter unserer Endzeit. Hierzu später mehr. Wie beliebt auch die Staffelläufe beim Marathon sind, erkennt man alleine an diesen bekannten Namen. Allerdings geht es den meisten von den Staffelteilnehmern hauptsächlich um den Spaß,  gemeinsam einen Marathon zu finishen.

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Die Box für unsere Staffel.

Für mich hieß es jetzt erst einmal warten. Ich war einer der ersten am Platz, hatte also viel Zeit, mich vorzubereiten. Nach jedem Wechsel bekam ich per Handy die Nachricht, wann Thomas und dann Nathalie sich auf ihre Strecken begeben hatten.

Bereits vorher hatte ich aufgrund ihrer bisherigen Laufleistungen errechnet, wann der letzte Wechsel stattfinden müsste. Und ich lag damit fast exakt richtig. Nach meiner Berechnung hätte Nathalie um ca. 13:10h da sein müssen, sie kam tatsächlich um 13:12h in die Wechselzone. Um 13:13h liefen wir gemeinsam weiter.

Nathalie hatte sich dazu entschieden, mit mir gemeinsam meine Strecke zurück zu laufen. Also nahm sie sich den Rucksack mit meinen Klamotten zum Überziehen – ich hatte mich rechtzeitig zum Laufen fertig gemacht – und schon ging es weiter.

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Meine (unsere) Laufstrecke zur Festhalle.

Es wurde ein lockerer, kurzweiliger Lauf. Wir hatten viel zu erzählen und die Zeit von 1:38 Std. verging wie im Flug. Ich hielt meine mir selbst vorgegebene Pace von knapp unter 7 Min/km (6:52) und Nathalie passte sich meinem Tempo an. Warum auch immer, es waren keine 13,5 sondern 14,4 km bis ins Ziel der Festhalle. Es mussten also auch Abweichungen bei den ersten drei Abschnitten gegeben haben.

Das stellte ich aber erst hinterher fest und es war mir auch egal. Ich hatte den Lauf, so wie ich es mir vorgenommen hatte, vom ersten bis zum letzten Kilometer genossen. Besonders war die Atmosphäre in der Innenstadt. Bereits vor Kilometer 36 hörten wir die laute Musik und die Ansager an der Festhalle. Wir liefen fast direkt daran vorbei. Doch ab da verlief unsere Strecke noch ca. 6 km quer durch die Stadt. Und hier war es besonders stimmungsvoll.

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Ausschnitt der Strecke in der Innenstadt.

Unterwegs von Nied bis hierher war es zwar kalt, aber sonnig. Doch jetzt in der Stadt gab es immer wieder kurze Regenschauer mit heftigen Windböen. Trotzdem war die Stimmung in der Stadt gewaltig. Überall waren kleinere oder größere Musikgruppen und jubelnde Menschenmassen. Sie trugen uns quasi durch die Stadt und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Marathonläufer dabei alle vielleicht vorhandenen Schmerzen vergessen ließen.

Für mich hatte das Ganze noch einen zusätzlichen interessanten Effekt. Ich lief durch viele bekannte Straßenzüge und an einem meiner früheren Arbeitsplätze vorbei. Dann ging es auf den letzten Kilometer und immer näher zur Festhalle. Wieder hörten wir die anfeuernden Rufe, die immer lauter wurden.

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Das Ziel ist ganz nah!

Nathalie setzte sich ca. 500 Meter vor dem Ziel ab, lief einige Meter vor, um von mir noch ein Foto zu machen, das ich besonders schön empfand. Dann lief sie um die Festhalle herum, wo sie Tanja und Thomas treffen wollte, um mich als Schlussläufer in Empfang zu nehmen. Es war nämlich verboten, dass alle vier Staffelläufer gemeinsam durch die Ziellinie laufen. Leider hielten sich viele Staffeln nicht daran und blockierten damit zum Teil den Einlauf der Marathonläufer. Wir empfanden das als unfair und hielten uns an die Regeln.

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Das muss man nicht weiter kommentieren.

Der Einlauf in die Festhalle ist einfach unbeschreiblich. Er setzt noch einmal alle Kräfte frei und ließ mich jubelnd durchs Ziel laufen. Wobei ich sagen muss, Kraft und Kondition hatte ich noch und ließ mich spontan denken; „Halbmarathon ich komme“.

Unsere Endzeit betrug 4:17:10 Stunden.

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Die Belohnung war eine wunderschöne Medaille, die wir uns hinterher gravieren ließen. Und jetzt möchte ich euch teilhaben mit wundervollen Bildern von unserem Staffellauf durch die Marathonstadt Frankfurt. Viel Spaß dabei.

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Unsere Belohnung! Wunderschöne Medaillen.

Ich hoffe, das Lesen hat euch genau so viel Spaß gemacht, wie uns das Laufen bei diesem großartigen Event. Und eins kann ich euch verraten; die Lust auf mehr ist geweckt!

 

Kommentare zu: "38.17 Frankfurter Staffelmarathon" (10)

  1. Gut gemacht:-)

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  2. Karin Aßhoff schrieb:

    Hört sich wirklich nach viel Spaß an und gleichzeitig eine tolle Leistung von allen !

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  3. Habe auf dem Handy nur die ersten Fotos sehen können, aber der Event scheint ja viel größer gewesen zu sein als zunächst gedacht 🙂
    Freut mich!

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  4. Ach Robert,
    da kommt schon ein wenig Wehmut bei mir auf. Vor allem bei den letzten Kilometern des Marathons, welches Du ja so erfolgreich absolviert hast. Meistens sind die letzten 14 Kilometern ja physisch nicht unbedingt die schönsten beim Marathon. Aber die Festhalle entschädigt auch dafür!
    Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Staffelfinish. Leider hat´s ja wieder mal nicht mit einem Treffen geklappt. Aber ich bin ja für 2018 schon wieder angemeldet. Also spätestens da sollte es dann mal klappen! 😉

    Gruß Gerd

    PS: Die abweichenden Kilometerzahlen resultieren in Frankfurt meistens vom schlechten Satellitenempfang in den Hochhausschluchten. Da kommen meist ein paar Meter zuviel raus.

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    • Ja Gerd, das mit der Wehmut kann ich gut verstehen, weil du es ja schon anders erlebt hast. Für mich war es nur durch die Staffel möglich. Aber egal, es ist schon was besonderes.

      Die Erklärung der Abweichung ist einleuchtend. Hatte mich nämlich schon gewundert, dass die Uhr manchmal eine Pace von über 10 anzeigte. Das konnte einfach nicht stimmen.

      Schade, dass beim Frankfurt Marathon nicht gleichzeitig ein Halbmarathon angeboten wird. Den würde ich dann sehr wahrscheinlich angehen. Ich will auf jeden Fall versuchen, nächstes Jahr wenigstens einen zu laufen. Treffen werden wir uns bestimmt irgendwo, irgendwann einmal.

      Viele Grüße Robert

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  5. Das war wirklich ein wunderbarer Bericht und dank der zahlreichen Fotos konnte ich den Lauf so richtig mitverfolgen! Ich kann mich noch sehr gut an viele Straßenzüge erinnern, als ich im Sommer in der Stadt war. Den Frankfurt Marathon muss man sicher ein Mal miterlebt haben.

    Das Einlaufen in die Festhalle muss wirklich großartig sein. Der Jubel, all die Menschen, die Lichter und natürlich das Gefühl, dass man angekommen ist. Herrlich. Schade, dass sich nicht alle Staffeln an die Regeln gehalten. Zum Glück hast du aber dennoch ein tolles Finish-Foto bekommen. Das war ja wirklich eine tolle Geste!

    Herzlichen Glückwunsch auch hier noch einmal für eure tolle Staffel!

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    • Vielen Dank Din, ich gebe die Glückwünsche weiter. Das mit den Staffeln ist immer wieder so eine Sache. Einerseits kannte ich es von echten Marathonläufern, die sich über die Staffelläufer beim Einlauf geärgert haben, weil sie in voller Breite in die Halle gelaufen sind und andere behinderten. Deshalb hatte ich darauf bestanden, dass wir das nicht machen. Und dadurch hatte ich mir den Unmut von den beiden ersten aus unserer Staffel eingehandelt. Die dritte hatte vollstes Verständnis, weil sie selbst schon sehr oft Marathon gelaufen war.
      Und obwohl es verboten war, hielten sich viele Staffeln nicht an die Regel, sondern machten es wie diese vier Damen, die hinter mir ins Ziel liefen. Allerdings hatte ich sie vorher überholt, sonst hätte ich so ein schönes Foto nicht bekommen. Und das möchte ja jeder Marathonläufer von sich auch haben.
      Jetzt hatte ich dieses tolle Erlebnis, ob ich es noch einmal mache, weiß ich nicht. Aber wenn, würde ich den Einlauf einem anderen gönnen, der es auch noch nicht erlebte.

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